01.04.2023 Reisebericht 8, Ghana Reise
Heute ist ein echt spannender Tag für uns alle gewesen. Heute wollten wir unsere 180 Krankenhausbetten an die ausgewählten 18 Einrichtungen übergeben und eine ordnungsgemäße Erst-Einweisung vornehmen. Selbstverständlich war der Plan, dass wir dazu „unsere“ Betten vor Ort haben und diese dann auch tatsächlich für die Einweisung nutzen wollten. Darüber hinaus wollten wir von HITA e.V., gemeinsam mit unseren Projektpartnern hier an der Katholischen Universität von Ghana in Fiapre, Sunyani (CUG) die Inventarisierung und die technische Überprüfung der Betten nach dem Transport vornehmen.
Gerade die beiden ersten Schritte sind für uns im Sinne der Schaffung einer „Maintenance Culture“ (nachhaltigen Wartungskultur) zentral für die weitere Zusammenarbeit. Bis gestern Abend 19:30 Uhr waren wir davon ausgegangen, dass die Betten noch tatsächlich während unserer Anwesenheit hier in Sunyani ankommen würden und wir sie – wenn auch auf den letzten Drücker – noch administrieren und in einem ordnungsgemäßen Zustand übergeben können.
Um 19:30 Uhr erfuhren wir dann, dass „due to delays in the payments“ eine „clearance“ der 3 Container am Freitag nicht mehr möglich war, und dass diese nun frühestens am Montag auf die beschwerliche Fahrt nach Sunyani gehen können. Sie / Ihr könnt Euch sicher vorstellen, wie frustriert wir waren.
Wir schalteten aber schnell in unseren auf vielen gemeinsamen Reisen bewährten Krisenmodus und entschlossen uns, die Übergabe und Einweisung trotzdem durchzuführen, zumal alle partizipierenden Einrichtungen schon eingeladen waren und sich wahrscheinlich teilweise schon auf den Weg gemacht hatten.
Wir entschlossen uns daher, einen Workshop über die größten Probleme der Einrichtungen und deren Konsequenzen zu machen und nebenbei ausführliche Übergabematerialien zusammenzustellen. Weil wir als Spende für eine der Schulen in Ho ein Laminiergerät dabei hatten, konnten wir unsere „instructions“ sogar einlaminieren. Ein mitgebrachter Reisedrucker ermöglichte es, Listen und Übergabeprotokolle ad hoc anzupassen, auszudrucken und den Übergabepaketen beizulegen.
Der eigentliche Workshop und die Übergabe der „nicht vorhandenen“ Betten fand dann in einem Seminarraum der Universität statt. Als wir 12:15 Uhr – vermeintlich schon eine viertel Stunde zu spät dort ankamen, staunten wir nicht schlecht, dass wir nochmals eine ganze Stunde warten mussten bis die Repräsentanten aller 18 eingeladenen Institutionen schließlich eintrafen – „Ghanaian Time“ eben. Wir nutzen die Wartezeit aktiv, um den Anwesenden zu erklären, dass es sich bei dieser Veranstaltung, um einen wichtigen Schritt einer langhaltenden Kooperation handelt und wie wichtig es uns ist, dass diese Betten auch entsprechend gewartet werden. Hilfreich für unsere „Glaubwürdigkeit“ war sicher das Video über das Einpacken der Betten (Link dazu auf unsere YouTube-Channel https://www.youtube.com/channel/UC1zWW3JrtH5z93YMK3CybSw ), das bei den Anwesenden ungläubiges Staunen auslöste. Die Wartezeit nutzen wir zudem, Profilbilder von allen Teilnehmer*innen zu machen und um die genauen Adressen und Kontaktdaten herauszufinden bzw. zu dokumentieren. Wir verteilten auch farblich gegliederte Namenschilder, die es uns ermöglichten, die anwesenden Berufsgruppen zu unterscheiden und so direkt anzusprechen.
Als alle Teilnehmer eingetroffen waren, begannen wir gegen 14.15 Uhr unseren Workshop zunächst damit, die Fragen individuell auf Karten (Post-ist) beantworten zu lassen. Wir hatten dieses Verfahren gewählt, weil wir dadurch in relativer kurzer Zeit viele Informationen aufnehmen und verarbeiten können. Zu den Workshopergebnissen werden wir Ihnen nach unserer Rückkehr einen separaten Bericht zur Verfügung stellen. Wir können ihn aber schon jetzt versprechen, dass wir viele hochinteressante und überraschende Details präsentieren können.
Der zweite Teil des Workshops war ein Meisterstück an Improvisation. Ohne unsere Betten zu haben, machten wir an einem China-made 25 kg-Krankenhausbett klar, wie sehr sich diese Betten von „unseren“ unterscheiden und an welchen Teilen Wartungsarbeiten durchgeführt werden müssen. Wir danken Felix Fiavor – auch an dieser Stelle – für die kurzfristige Bereitstellung des Betts. Interessant waren die Fragen in Bezug auf die beweglichen Teile der Stiegelmeyer-Betten. Daniel Gerlach als Medizintechnik-Ingenieur war ein geduldiger Gesprächspartner und konnte alle technischen Fragen problemlos beantworten. Das vorhandene Bett nutze er dazu quasi als Mock-up, um so auf die Unterschiede aufmerksam zu machen.
Der Höhepunkt des Nachmittages war aber die eigentliche Übergabe der Betten an die Vertreter der ausgewählten Einrichtungen. Wir übergaben 16 der ausgewählten 18 Einrichtungen „virtuell“ die Betten und damit den Auftrag diese Betten zu administrieren, zu inventarisieren und regelmäßig zu warten. Als Projektpartner werden wir über eine extra gegründete WhatsApp-Gruppe mit allen auch nach unserer Abreise in Kontakt bleiben. Wir freuen uns ganz besonders, dass wir Courage Doe Agbewornu als Vertreter unseres größten Bettenempfängers, des Holy Family Hospitals in Sunyani und Felix Fiavor, als Vertreter des Lehrstuhls von Prof. Prudence Mwini-Nyaledzigbor dazu gewinnen konnten, diese neue Gruppe aktiv mit zu moderieren und bei Fragen aller Art zu unterstützen. Wir hoffen, dass wir auf diese Weise auch nach unserer Abreise aktiv mit allen Empfängern nicht nur in Kontakt bleiben sondern auch den Wartungszustand der Betten kontrollieren können.
Zum Abschluss des heutigen Workshops machten wir noch ein Gruppenfoto von allen Anwesenden, bevor alle Teilnehmer*innen noch ein spätes Mittagessen angeboten bekamen, ein überaus wichtiger Bestandteil solcher Events. Viele Teilnehmer waren den ganzen Tag schon unterwegs und haben noch viele Stunden Rückfahrt vor sich. Einige wenige Teilnehmer konnten wir noch zu einem Video bitten. Diese können Sie/Ihr in unserem Youtube Video Channel sehen https://www.youtube.com/channel/UC1zWW3JrtH5z93YMK3CybSw.
Ganz am Ende wollen wir uns an dieser Stelle zum einen bei den Organisatoren des Workshops, insbesondere Mark Kofidze bedanken. Ein besonderes Dankeschön gehört natürlich auch allen Teilnehmer*innen an diesem – auch für uns ganz besonderen Event: einer „Übergabe von Krankenhausbetten ohne die eigentlich Betten“. Medaase!