29.03.2023 Reisebericht 5, Ghana-Reise
Der Tag heute war für uns dreigeteilt! Am Morgen hatten wir etwas Zeit, um unsere geplante Videokonferenz am Nachmittag vorzubereiten und uns um unsere Container im Hafen zu kümmern. Letzteres ist mittlerweile einfach unglaublich. Trotz dem Einsatz von Hartmann International haben wir es immer noch nicht geschafft, „unsere“ Container aus dem Hafen zu bekommen. Es ist inzwischen klar, wo die Schwierigkeiten sind. Unsere Partner hier in Ghana setzen alle „Hebel in Gang“, um endlich grünes Licht zu erhalten. So ist mittlerweile das Gesundheitsministerium, der Ghanaische Gesundheitsdienst und die Bischofskonferenz informiert worden, um den Vorgang zu beschleunigen. Wir sind sehr gespannt, ob wir die nächsten Tage endgültig Vollzug melden können.
Unser Highlight des Tages war eine über einstündige Videokonferenz mit den Studenten*innen aus Mannheim und einem Filmstudenten aus Mainz. Auf der Ghanaischen Seite durften wir 5 Vertreter*innen aus dem Health Centre in Fiabre und 4 Vertreter*innen der Katholischen Universität begrüßen.
Das erste Highlight für unsere Ghanaischen Gäste war, dass wir wirklich – wie geplant – um 13:00 Uhr „German Time“ angefangen haben. Das Erstaunen war groß, als sie bemerkten, dass wir nicht gescherzt haben als wir alle darauf hingewiesen haben, dass wir tatsächlich um 13:00 Uhr beginnen und nicht um 13:00 Uhr Ghanaian Time, die nicht nur die akademische Viertelstunde beinhaltet 😊.
Nach einer kurzen gegenseitigen Vorstellung aller an der Videokonferenz Beteiligten legten wir auch schon los. Die Studenten*innen aus Mannheim hatten dazu Fragen vorbereitet, die sie den live Anwesenden unmittelbar stellten. Auf Ghanaischer Seite fiel auf, dass die anwesenden Mitarbeiter*innen sich bei Ihren Antworten bei der Verantwortlichen absicherten, ob sie so auch antworten dürfen. Bei manchen der Fragen zogen wir die Experten*innen aus der Katholischen Universität hinzu, die ein allgemeineres Bild der Zustände im Ghanaischen Gesundheitssystem schilderten.
Besonders interessant war eine Antwort auf eine toll gestellte Frage, nämlich nach dem eindrücklichsten Erlebnis während des bisherigen Berufwegs. Eine Krankenschwester schilderte ein Erlebnis, bei der sie einen durch einen Messerstich Schwerverletzen helfen wollte. Als sie feststellte, dass sie ihm in der Einrichtung nicht helfen konnte, nutze sie mangels eines funktionierenden und bezahlbaren Krankenwagens, ihren eigenen privaten PKW, um den Verletzten in das nächstgelegene Einweisungskrankenhaus zu transportieren. Auf die Frage, was dort mit dem Patienten dann geschah, antwortete sie, dass er dort verstarb. Die Situation des Krankentransports kann man aus unserer Perspektive kaum glauben: für den ganzen Distrikt gibt es nur einen einzigen funktionierenden Krankenwagen. Die meisten Transporte erfolgen mit dem Fahrrad, dem Moped, mit dem eigenen PKW oder mit dem Taxi.
Am späteren Nachmittag trafen wir im Holy Family Krankenhaus in Berekum ein. Ursprünglich war geplant, bei diesem Besuch, 60 Betten an das Krankenhaus zu übergeben und dort ein erstes Training durchzuführen. Aufgrund der Schwierigkeiten mit der Löschung der Container kamen wir ohne Betten dort an und versuchten der Leiterin, Sister Reena, zu erklären, warum wir diese (noch) nicht übergeben konnten. Wir diskutierten mit Ihr und Schwester Judith über Möglichkeiten, wie das Krankenhaus, uns dabei helfen könnte, das Problem zu lösen.
Im Anschluss machten wir eine Tour durch das – wie wir uns überzeugen konnten – toll geführte Krankenhaus und auch eine Stippvisite bei der medizintechnischen Abteilung, die durch Walter Späth, einem mittlerweile 77-jährigen Elektroniker aus Nürnberg aufgebaut wurde.
Interviews mit ihm und seinem Nachfolger Courage, einem ausgebildetem Medizintechniker, finden sie auch in Kürze in unserem YouTube Channel unter https://www.youtube.com/channel/UC1zWW3JrtH5z93YMK3CybSw . Es war begeisternd zu sehen mit welchem Enthusiasmus und Einfallsreichtum, die Techniker versuchen, das Equipment zu warten und in Funktion zu halten. Sie zeigten uns z.B. gespendete, elektrisch verstellbare Betten aus den USA, die nie funktionierten und auch nicht mehr zu reparieren sind. Sie freuen sich auf „unsere“ stabilen mechanischen Betten, weil sie davon überzeugt sind, dass dies die bessere Lösung für die afrikanischen Krankenhäuser sei. Sie präferieren diese Lösung, weil robuste Mechanik- regelmäßig gewartet – nachhaltig eingesetzt werden kann.