27.03.2023 Reisebericht 3 – Ghana – Reise
Heute war für uns ein extrem wichtiger Tag. Am frühen Morgen wurden wir darüber informiert, dass die Container noch immer im Hafen und nicht im „State Warehouse“ sind. Das bedeutet, dass unsere Container, seit deren Ankunft noch nicht bewegt wurden. Es bedeutet aber auch, dass die vermeintlichen Kosten, die unser Partner vor Ort tragen muss, nicht die in Rechnung gestellten Leistungen, z.B. die Gebühren für den Transport zum Warehouse und weitere Gebühren bezahlen muss, die unserem Partner interessanterweise schon in Rechnung gestellt worden sind.
Der erste Schritt, um dieses Problem zu lösen, war ein erstes offizielles Treffen mit unserem Partner, Professor Daniel Obeng-Ofori der Catholic University. Das nach einem bestimmten Ritual („Weißer Mann, wo kommst Du her und was möchtest Du hier“)“ablaufende Meeting war geprägt von dem gegenseitigen Versuch, die verworrene Situation zielgerichtet aufzulösen. Beide Seiten erläuterten ausführlich ihre Version der Vorkommnisse. Wir als Vertreter von Hita e.V. waren bemüht zu unterstreichen, dass das Verschiffen von Container internationalen Regeln, sogenannten SOPs (Standard Operating Procedures) unterliegt, in denen klar festgelegt ist, wann wer wie informiert werden muss.
Wir sind einmal mehr dankbar, dass wir mit unserem Partner, Hartmann International, eine renommierte Spedition beauftragt haben, diesen Transport abzuwickeln. Nachdem die Container problemlos von Hartmann International bis zum Hafen in Ghana transportiert wurden, ist es umso bedauerlicher, dass sich hier in Ghana alles so lange hinzieht, weil ein beauftragter Akteur, allgemein gültige Regeln missachtet und versucht sie zu seinem Vorteil auszunutzen. Professor Obeng-Ofori entschuldigte sich für die Schwierigkeiten und versicherte uns, alles zu tun, was notwendig ist, um die Situation schnellstmöglich zu klären. Beide Parteien sicherten sich gegenzeitig zu, trotz aller bisherigen Schwierigkeiten, gemeinsam nicht nur an der Lösung dieser Probleme zu arbeiten, sondern langfristig eine Partnerschaft in verschiedenen Bereichen aufzubauen. Ähnlich wie an der Universität in Ho beinhaltet das den Ausbau der Computer Einrichtungen und die Schaffung eines Campus-WLANs an der Universität.
Die zweite Hälfte des Morgens und der Großteil des Nachmittags nutzen wir, um mit den Vertretern der IT-Abteilungen die Anforderungen an eine sinnvolle IT-Infrastruktur für die Universität zu eruieren. Gemeinsam mit den IT-Verantwortlichen versuchten wir Minimalanforderungen für die Bereiche Netzwerk, Connectivity, Hardware, Software, E-Library und unabhängige Stromversorgung festzulegen. Nach mehreren Stunden intensiven Arbeitens konnten wir einen recht guten Überblick über die besonderen Anforderungen gewinnen, die unsere Projektpartner in diesem Teil der Welt haben. Wie wir schon in anderen Projekten erfahren haben, benötigen Sie nicht die allerneuesten kleinen – aber anfälligen – Geräte, sondern sie sind viel mehr an robusten Geräten interessiert. Robust bedeutet, dass diese Geräte beispielsweise noch eingebaute Ventilatoren haben und leicht reparierbar sind. Viel Zeit verwendeten wir darauf, festzulegen, was diese Minimalanforderungen sind. Wir waren uns dabei einig, dass wir gemeinsam an funktionalen Lösungen arbeiten werden, die nachhaltig von den Kollegen*innen vor Ort gewartet werden können.
Der zweite Teil des Nachmittages beinhaltete den Besuch der vorhandenen IT-Einrichtungen der Universität. So besuchten wir insgesamt 4 PC-Labs, die Platz für bis zu 100 Arbeitsplätze bieten. In einem der Labs gab es ca. 30 PCs älteren Baujahrs. Manche der Rechner konnten nur mit Windows 8 betrieben werden, was dazu führt, dass neuere Software nicht genutzt werden kann. Aufgrund der mangelnden Absicherung und der begrenzten Stromkapazitäten können bisher nur ca. 20 Rechner gleichzeitig benutzt werden. Das vierte Lab, das wir besichtigen konnten, war ein Lab, das schon 2009 eingerichtet worden war, aber heute eher als Abstellraum genutzt wird. Interessanterweise ist die damalige PC-Installation noch heute intakt.
Einen weiteren, äußerst interessanter Einblick, erhielten wir beim Besuch der Universitätsbibliothek. Hier fehlen ebenfalls Rechner -viele Rechner! Selbst die Universitätsangestellten müssen dort ohne Internetanschluss auskommen. Wieder einmal wurde uns gezeigt, wie wichtig Social Media-Dienste in Ghana sind und vor allem wie einfallsreich und innovativ diese genutzt werden. Für Student*innen, die weiter entfernt wohnen, wurde ein WhatsApp basiertes Bestellwesen organisiert. Über WhatsApp können Abfragen über das Vorhandensein von bestimmten Lehrbüchern getätigt und der Ausleihprozesss eingeleitet werden. Es ist immer wieder bemerkenswert, wie clever unsere afrikanischen Kolleg*innen die vorhandenen technischen Möglichkeiten zu nutzen wissen.
Der Head Libarian erklärt Thomas Erkert, wie per WhatsApp Büchern der Bibliothek bestellt werden können