03.04.2023 Reisebericht 10, Ghana-Reise

Das war ein echt harter Tag heute. Um 3:30 Uhr klingelte der Wecker. Um 4:00 Uhr kam der Fahrer, um uns zunächst nach Accra und dann weiter nach Ho zu bringen. Wir freuten uns sehr, dass der Fahrer tatsächlich fast pünktlich da war. Welch eine Fahrt, benötigten wir für die Hinfahrt noch mehr als 9 Stunden, so rasten wir jetzt mit bis zu 150km/h in weniger als 6 Stunden durch die zunächst stockdunkle Nacht bis nach Accra. Es ist unglaublich, wie der Fahrer fast alle Schlaglöcher oder künstlich geschaffene Hindernisse auf der gesamten Strecke kannte und so sehr vorrausschauend fahren konnte. Er schien das nächtliche Fahrern sehr zu genießen, denn die ersten Stunden fuhren wir ohne Unterbrechung durch.

Viel früher als geplant kamen wir daher im Norden von Accra zu unserem ersten Termin, der Besichtigung einer Krankenhausbaustelle an. Von unterwegs informierten wir den zuständigen Bauleiter Kingsford Paa, für den die Vorverlegung des Termins kein Problem darstellte.

Nach einer sehr herzlichen Begrüßung führte uns Kingsford zunächst ausführlich durch das Gebäude. Unser Hauptaugenmerk lag dabei auf einer möglichen IT-Verkabelung. Wir wurden angefragt, ob wir Dr. Samuel Okae, den Gründer und die treibende Kraft hinter diesem Krankenhaus darin unterstützen wollen, dieses Vorzeige-Projekt auch IT-technisch nach modernsten Gesichtspunkten auszustatten. Wie von Samuel schon angekündigt, wurde schnell offensichtlich, dass keinerlei Lehrrohre oder gar Durchbrüche für zusätzliche Netzwerkkabel vorgesehen sind. Kingsford versicherte uns, dass dies jedoch kein Problem darstelle und fast an jeder Stelle noch Durchbrüche oder Kanäle möglich seien. Abgehängte Rasterdecken auf allen Stockwerken und vorgesehene Server- bzw. IT-Räume auf jedem Stockwerk lassen diese nachträglich notwendigen Arbeiten tatsächlich realistisch erscheinen.

Mit dem Krankenhausneubau wurde vor 10 Jahren begonnen. Heute steht ein teilweise fertiggestelltes Haus mit 2 Obergeschossen für knapp 140 Betten. Es ist unschwer zu erkennen, dass dies ein ganz besonderes Haus werden kann. Es ist großzügig und lichtdurchflutet. Große doppelt verglaste Fenster lassen viel Licht in die durchdacht geplanten Räume. Der OP-Bereich ist ebenso großzügig geplant und erfüllt in Bezug auf die Größe durchaus alle gängigen deutschen Normen.

Das Konzept des Hauses zielt darauf ab, neben ghanaischen Patienten, die durch ihre Versicherung eine Basisabsicherung erhalten, auch Privatpatienten und sogar VIP-Patienten aufzunehmen. Durch diesen Patientenmix erhofft sich der Betreiber rund um Dr. Samuel Okae eine Möglichkeit auch den bedürftigen Menschen in Ghana solidarisch die bestmöglichste Versorgung anbieten zu können.

Innenansicht

Das Projekt ist fast ausschließlich durch Spenden finanziert. Es ist unglaublich was in den letzten Jahren in unzähligen Containern nach Ghana verschifft worden ist. Auf dem Gelände stehen noch mindestens 10 Container mit Einrichtungsgegenständen aus Deutschland. In den zum Teil schon fertiggestellten Räumlichkeiten wurden Zwischenlager eingerichtet. Betten, Matratzen, Einrichtungsgegenstände, medizinisches Gerät, die Einrichtung eines ganzen OP-Saales – alles ist bereits vorhanden. Auffallend ist, wie qualitativ hochwertig das Krankenhaus ausgestattet wird. Neben den großen und hellen Räumlichkeiten fällt das durchgehende Design auf, dass auf uns Deutsche seltsam vertraut wirkte. Kein Wunder, wurden doch sogar Fliesen, Türen, Fenster, Waschbecken usw. aus Deutschland herangeschafft und verbaut.

Betten / Matratzen/ Lager Innenansicht

Ein interessanter Einblick in das Ghanaische Handwerk bekamen wir durch die anwesenden Handwerker. Es ist unglaublich wie und mit welch bescheidenen Mitteln, diese Experten ihrer Arbeit nachgehen. Einige kommen aus entfernteren Orten – sind sozusagen auf Montage – und übernachten daher auf der Baustelle. Einige der für die Privatpatienten gedachten Zimmer und Büroräume wurden dafür „in Beschlag“ genommen und mit dem Nötigsten ausgestattet. Eine Matratze und ein Behelfsschrank bzw. ein Tisch reichen aus.

Arbeiten und Wohnen auf einer ghanaischen Baustelle

Unsere Begeisterung für die Handwerkskünste der anwesenden Arbeiter ist groß. Einem deutschen Beauftragten für Arbeitssicherheit würden jedoch auf dieser Baustelle die Haare zu Berge stehen. Man stellt sich Maler, Verputzer, Trockenbauer oder andere Handwerke mit kurzer Hose und T-Shirt auf meterhohen, z.T. selbst gezimmerten Gerüsten vor. Bei uns undenkbar – für Ghana ist diese Baustelle etwas ganz Besonderes, wie uns Kingsford immer wieder versicherte. Ein Interview mit Kingsford über das Krankenhaus finden Sie/Ihr auf unserem YouTube Video Channel https://www.youtube.com/channel/UC1zWW3JrtH5z93YMK3CybSw.

Arbeiter auf Gerüst

Außenansicht Lager
Farewell mit Kingsford

Bevor wir die Krankenhausbaustelle wieder verließen, luden wir Kingsford noch zum Mittagessen ein. Während des Essens konnten wir noch weitere Informationen zum Bau erfahren, die für weitere Aktivitäten unsererseits dringend notwendig sind. Kingsford wird uns auch digitale Pläne für das Krankenhaus schicken, damit wir eine erste grobe Einschätzung  vornehmen können. Wichtig ist jetzt dabei, von Samuel und seiner Crew die genauen Anforderungen, die sie an die IT dieses Krankenhauses haben, zu erfahren.

Nach diesem aufschlussreichen Besuch setzten wir gegen 13:00 Uhr unsere Fahrt in Richtung Ho fort, wo wir schließlich gegen 17:00 Uhr eintrafen. Kaum dort angekommen, machten wir uns auch schon auf in unser Lager, um dem Fahrer Equipment für die IT-Abteilung der Katholischen Universität von Ghana in Sunyani mitzugeben. Nachdem wir die eingelagerten Server, Monitore, Printer und anderes Gerät notdürftig von Staub befreit haben, luden wir die Sachen gemeinsam in den Pickup. Jetzt waren wir froh über die Größe des Fahrzeugs, weil wir so viel Equipment nach Sunyani mitgeben konnten.

Noch war kein Feierabend. Jacob, unser Freund von unserer Partnerorganisation Grow Your Dream Foundation, kam, um mit uns das Programm für den Mittwoch zu besprechen. Wir sind gespannt, was uns da erwarten wird. Dazu mehr im nächsten Reisebericht 11.