05.04.2023 Reisebericht 12, Ghana-Reise

Was für ein spannender letzter Tag. Heute wollen wir mit unseren Freunden Linus und Jacob von der Grow Your Dreams Foundation verbringen und zu einem sehr abgelegenen Dorf in der Voltaregion wandern. Zuvor mussten wir aber noch sehr viel erledigen und einen Vertrag und ein Empfehlungsschreiben vorbereiten. Wie froh sind wir, dass wir mit unserem eigenen Drucker reisen und so problemlos unsere Sachen anfertigen können.

Punkt 9:00 Uhr wurden wir abgeholt – in einem alten Opel Kadett Taxi! Wenn das nicht ein gutes Omen ist! Zunächst geht es durch die Stadt bis nach Adakulu-Waya. Auf einer mit einem normalen Fahrzeug kaum befahrbaren Straße / Piste kämpften wir uns bis zum Waya-Hospital durch. Diesem von einer kanadischen Organisation gebauten Kleinstkrankenhaus haben wir vor Jahren umfangreiche Ausstattungsgegenstände übergeben. Uns interessiert bei dieser Reise vor allem, wie diese Materialien in den letzten Jahren behandelt bzw. gewartet wurden.

Schnell stellten wir fest, dass fast alle unsere gelieferten Möbel, Stühle, Schränke, Rollcontainer, Liegen und Matratzen im Einsatz sind. Von den 4 damals gelieferten Betten ist noch eins im Einsatz, von den anderen Betten sahen wir nur die Matratzen, die Betten waren verschwunden. Auf unsere Nachfragen nach dem warum und wohin, bekamen wir – wie noch häufiger an diesem Tag  – berichtet, dass die damals eingewiesene „Mannschaft“ nicht mehr da sei und eine geordnete Übergabe nicht stattgefunden hätte. Daher wisse man auch nicht, wo die Betten hingekommen waren.

Interessant war, dass die Möbel zwar alle im Einsatz sind, dass aber die Bedienung nicht verstanden wurde, bzw. wie bei dem unten gezeigten Bild. Der Schrank wurde weiter in der Apotheke benutzt– allerdings nur mit einer Tür. Die zweite Tür war „abgefallen“. Thomas erklärte dann den Anwesenden, dass man die Schrauben der Scharniere ab und zu festschrauben muss und dass man die Tür einfach wieder einhängen konnte, sobald die Scharniere wieder angebracht worden wären. Es ist erstaunlich, dass offenbar der hinzugerufene örtliche Schreiner, nicht in der Lage war, den Schaden zu beheben.

Nach diesem Kurzbesuch ging es weiter in die Waya Senior High School. Dort waren eigentlich schon Osterferien. Wir hatten Glück, dass wir den für unser PC-Lab zuständigen IT-Lehrer Wonder noch trafen. Er zeigte uns „unser“ HITA-PC Lab. Nach dem begeisternden Eindruck gestern in der Mawuko Senior Girls High School war das doch ein eher ernüchternder Anblick. Mehr als die Hälfte unserer gespendeten Rechner waren nicht mehr da oder funktionierten nicht mehr. Wartungsarbeiten haben wohl nie stattgefunden. Dass dies ein größeres Problem an dieser Schule ist, wurde uns klar, als wir andere Räume der Schule und auch den Außenbereich der Schule begutachteten.

Von Waya aus fuhren wir zu dem Kleinkrankenhaus, das wir schon seit fast 8 Jahren unterstützen. Zum Glück und zu unserer großen Freude war der Eindruck dort ein überaus positiver. Alle unsere Betten und das andere Equipment waren noch im Einsatz. Die Matratzen der 8 gelieferten Betten waren alle mit einem extra angefertigten dauerhaften aber abwaschbaren Bezug versehen. Das sah nicht nur toll aus, sondern ermöglicht es dem Personal, die Matratzen nach jedem Patienten ausführlich zu reinigen. Bei dem installierten kleinen Computernetzwerk zur Dokumentation der Krankenakten bekamen wir wieder denselben Grund für das Nichtfunktionieren genannt wie schon viele mal zuvor: das Personal hat gewechselt und die neu eingestellten Kräfte wurden ohne richtige Übergabe mit ihren Aufgaben alleine gelassen. Die Rechner der Netzwerkes sind alle da, funktionieren auch, werden aber nicht mehr bestimmungsgemäß eingesetzt.

 

Apothekenschrank in Waya

Der eigentliche Höhepunkt heute war aber der Besuch Adalu-Kordiabe, einem wirklich abgelegenen kleinen Dorf mit ca. 150 Einwohnern. Vom Hauptdorf bedeutet das für alle Bewohner täglich einen ca. 30-minütigen Fußmarsch durch den Ghanaischen Busch. Dabei sind ca. 300 Höhenmeter zu überwinden. Eine Straßenanbindung des Dorfes gab es mal, aber „issues“ führen dazu, dass die Straße nicht gewartet wird und seither unbefahrbar ist. Alles muss per Hand bzw. besser per Fuss ins Dorf auf dem Berg gebracht werden bzw. von dort ins Tal geschafft werden.

Der eigentliche Empfang war unbeschreiblich. Per Lautsprecher wurden die Dorfbewohner zur „Dorflinde“ eingeladen, in unserem Fall ein riesiger Mangobaum. Wie wir hörten, versammelten sich die Bewohner schon einmal an diesen Tag für uns am Morgen. Jetzt zum zweiten Mal, weil wir so spät kamen. Schnell wurden die Dorfältesten und der Togbe Dzata IV, dem „War Lord“ und Togbe Adzie IV, dem eigentlichen König des Dorfes herbei gerufen. Thomas, der 2018 zum „War Lord“ (heute Development Chief) gekrönt worden war, sollte ebenfalls bei den Königen und Dorfältesten Platz nehmen, schlug dieses Angebot aber gerne aus, weil er in anderer Mission unterwegs war und auch nicht das traditionelle Gewand dabei hatte.

Beim Empfang in der Assembly Hall des Dorfes, bei dem nur die Chiefs, deren Sprecher, die Queen Mom anwesend waren, besiegelten wir unsere Freundschaft mit dem Dorf bei einem Glas feinstem schottischen Whiskeys, den Daniel extra den weiten Weg mit hierher gebracht hatte. Interessant bei diesem uns mittlerweile gut bekanntem Ritual ist die Tatsache, dass niemals vergessen wird, mit ein paar Tropfen auf den Boden auch „Mother Earth“ zu danken.

Hike zum Dorf
Empfang bei den Königen / Gruppenbild Womens‘ Club

Wie wir nach traditionellem Ritual mit Tänzen und Trommeln empfangen wurden, können Sie/Ihr in Kürze auf unseren YouTube Channel https://www.youtube.com/channel/UC1zWW3JrtH5z93YMK3CybSw sehen und hören! Spannend für uns war dabei vor allem die Arbeit unserer Kollegen der Grow Your Dream Foundation. Der Womens‘ Club unter der Leitung von Cecilia Agblodo und Ablorde Cate führte uns dazu unter anderem ein Rollenspiel vor, in dem es darum ging, die Unterdrückung der Frauen durch deren Ehemänner begreifbar und fühlbar zu machen. Dieses Rollenspiel und die damit ausgelösten Gefühle machten uns alle sehr betroffen.

Von der Arbeit der Kollegen unserer Partnerorganisation hier in Ho in der Voltaregion, der Grow Your Dream Foundation unter der Leitung von Jacob Sedemor, dem Direktor der Organisation und Linus Gaba, seinem Stellvertreter, sind wir schon seit längerem begeistert GROW YOUR DREAM FOUNDATION 2022 WEIHNACHTSFEIER | HITA e.V. (hita-ev.org) .

Karsten Gareis, einer unserer Vorstandskollegen setzt sich maßgeblich für ein Projekt „Gender Equality“ Community engagement on gender equality | HITA e.V. (hita-ev.org) ein, das er federführend begleitete. Im Vorstand beschlossen wir daher, dass wir in Zukunft noch näher mit dieser Organisation Coop GYDF | HITA e.V. (hita-ev.org) zusammenarbeiten wollen. Den Abend nutzen wir daher gemeinsam, ein weiteres Projekt zu skizzieren. Wir arbeiteten an einem Kurzproposal für ein anteilig durch HITA e.V. finanziertes Pilotprojekt. Diese Zusammenarbeit wollen wir vor unserer Abreise morgen früh noch durch einen Rahmenvertrag beschließen, den wir ebenfalls noch ausarbeiten mussten. Dazu mehr in unserem morgigen Reisebericht Nr. 13!