Enabling / Empowerment

Training4Teachers

Verantwortlich: Thomas Erkert

Highlights

Gemeinsam mit Lehrerinnen und Lehrern wurden verschiedene Workshops durchgeführt, bei denen neue Unterrichtsformen diskutiert und in der Praxis erprobt und gegebenenfalls angepasst wurden.

Projektziel

Durch neue Unterrichtsformen und Lehrmethoden (Blended Learning Ansätze) sollen Wege aufgezeigt werden, wie in immer größeren Klassen interessant und motivierend unterrichtet werden kann.

Überblick

Die Aktivitäten in diesem Bereich sind zweigeteilt. Seit vielen Jahren haben wir von HITA e.V. einerseits immer wieder Maßnahmen zur Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften der beruflichen Bildung von Krankenschwestern und Hebammen durchgeführt. Andererseits haben wir in den letzten Jahren verstärkt auch Lehrer*innen von High Schools in modernen Unterrichtsformen unterrichtet.

Partner

  • Ministry of Health (MOH), Accra
  • Ghanaian Health Services (GHS), Accra
  • SWHAT Sewfi Wiawso Health Assistant School
  • Community Health Nurses Training College in Esiama
  • Sekondi Nurses and Midwifery Training College in Sekondi
  • Health Assistant Training School in Asankragua
  • Nursing College in Seikwa
  • Midwifery and Health-Assistants School in Tepa
  • Nursing and Health Assistant School Teshie (HATS)
  • Nursing and Midwifery Training College in Korle-Bu
  • Springs School in Ho
  • Mawuko Senior Girls‘ High School in Ho
  • Mawuli High School in Ho
  • Ola Girls‘ Senior High School in Ho
  • School of Nursing and Midwifery (SONAM) in Ho

HITA

Aufgaben:

  • Durchführung von explorativen Workshops mit den Projektbeteiligten
  • Gemeinsame Selektion der Maßnahmen
  • Auswahl der Pilotprojekte
  • Entwicklung zielgruppengerechter Maßnahmen
  • Erprobung der gewählten Ansätze
  • Evaluation der getroffenen Maßnahmen
  • Gegebenenfalls Anpassung der Ansätze
  • Sicherstellung einer nachhaltigen Aufrechterhaltung der implementierten Lösungen

 

Mitarbeitende:

  • Thomas Erkert
  • Karsten Gareis
  • Daniel Gerlach
  • Hildegard Mackert
  • Petra Knott
  • Rachida Aouad
  • Mirco Heise
  • Jörg Lesch

Ghana

Regionen:

  • Western
  • Brong-Ahafo
  • Ashanti
  • Volta

 

Orte:

  • Sewfi Wiawso
  • Esemia
  • Sekondi
  • Asankragua
  • Ho

Short Facts

Projekttyp:

  • Machbarkeitsstudie
  • Pilotierung
  • Implementierungsprojekt
  • Wissenstransfer
  • Kontinuierliche Pflege + Weiterentwicklung
  • sonstiges

 

Projektvolumen*:

  • Weniger als €10.000,00
  • €10.000,00 – €50.000,00
  • €50.000,00 – €100.00,00
  • €100.000,00 – €250.00,00
  • mehr als €250.000,00
    (*) = Das Projektvolumen beinhaltet alle Kosten von HITA e.V. plus die Aufwendungen der Projektpartner. Private Aufwendungen und oder laufende Betriebs- und Personalkosten sind nicht inkludiert.

 

Zeitraum:

  • 2010 – heute

 

Status:

  • Idee
  • Erkundung
  • Implementierung
  • Evaluation
  • Nachhaltig umgesetzt (im regulären Einsatz)
  • abgeschlossen

Bericht

Problemstellung / Ausgangslage:

Alle Menschen dieser Welt sollen eine inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung erhalten. So lautet das Ziel 4 der Ziele für Nachhaltige Entwicklung. Darauf hat sich die Staatengemeinschaft in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verpflichtet.

Auch wir von HITA e.V. sind davon überzeugt, dass eine hochwertige Bildung der Schlüssel für individuelle Chancen ist. Sie macht Menschen offener für Verhaltensänderungen und ist zugleich die Grundlage für Innovationen und Bedingung für die nachhaltige Entwicklung der Erde. Bildung ist ein Menschenrecht – sie befähigt Menschen, ihre politische, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Situation zu verbessern. Jedes Kind hat das Recht auf Schulbildung; jeder Mensch ein Anrecht darauf, seine grundlegenden Lernbedürfnisse zu befriedigen – und dies ein Leben lang.

Eine adäquate Infrastruktur und Lehrerausbildung tragen entscheidend zur Qualität der Bildung bei. Von allen Regionen steht Afrika südlich der Sahara bei der Ausstattung von Schulen mit grundlegenden Ressourcen vor den größten Herausforderungen. Auf der Grundschul- und unteren Sekundarstufenebene, wo weniger als die Hälfte der Schulen in Afrika südlich der Sahara Zugang zu Trinkwasser, Strom, Computern und zum Internet haben, ist die Situation extrem. Betrachtet man nur die untere Sekundarstufe ist die Situation etwas besser, hier verfügen 57 Prozent der Schulen über Strom, aber nur 25 bis 50 Prozent haben Zugang zum Internet und zu Computern, Trinkwasser und Handwaschgelegenheiten.

Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer hochwertigen Bildung für alle besteht darin, genug gut ausgebildete Lehrkräfte zu bekommen. Auch hier liegt Afrika südlich der Sahara zurück. 2017 hatte diese Region den niedrigsten Anteil an ausgebildeten Lehrkräften in der Vorschul- (48 Prozent), Grundschul- (64 Prozent) und Sekundarschulbildung (50 Prozent).

Ein besonderes Problem in Ghana ist die enorme Anzahl von Studenten*innen in den Klassen. Nicht selten müssen 60 oder gar 70 Lernende in den Trainingsstätten unterrichtet werden. Auch in den High School Klassen ist die Anzahl der Schülerinnen nicht mit zentraleuropäischen Klassengrößen vergleichbar. 40-50 Schüler*innen sind nicht selten von den Lehrkräften zu unterrichten.

 

Das Projekt:

Seit 2012 haben Experten*innen von HITA e.V. immer wieder Workshops mit hauptsächlich Berufsschullehrer*innen und Schulleiter*innen, aber auch Lehrkräfte von Fachhochschulen und Universitäten durchgeführt. Mittlerweile waren wir in fast allen Bundesländern in Ghana zu diesem Zweck zu Gast und konnten dadurch einen guten Überblick über die besonderen Bedürfnisse der Lehrkräfte in ländlichen Regionen gewinnen. Seit 2018 haben wir unser Training4Teachers Projekt auch auf High-Schools ausgeweitet. Hintergrund für diesen Schritt war unter anderem die Tatsache, dass wir früher mit einer modernen Ausbildung beginnen müssen, um später – vor allem die Mädchen – dazu befähigen, gute Positionen im Gesundheitswesen und anderswo einnehmen zu können. Die Probleme sind eigentlich (fast) überall die gleichen: viel zu wenig Fachkräfte müssen viel zu viele Schüler*innen und Studenten*innen unterrichten. Oftmals fehlt es am nötigsten. Die Schulbibliotheken verfügen nicht über genügend Bücher, der Zugang zu Lehr- und Lernmaterialien ist extrem eingeschränkt.

Vor diesem Hintergrund haben wir mit den beteiligten Fachkräften nach Wegen gesucht, wie man diesen Problemen begegnen könnte. Moderne Unterrichtsformen, wie Gruppenarbeiten, Open Space Ansätze oder Lernspiele, usw. einerseits und die Einrichtung von PC-Laboren andererseits wurden vorgestellt, erprobt, diskutiert und final angepasst. Ziel war es immer gemeinsam mit den Lehrkräften nach Wegen zu suchen, wie diese Ansätze auf die besonderen Bedürfnisse adaptiert werden können.
Immer wieder wurde uns in unserer Arbeit deutlich, wie wenig ein eurozentrischer Ansatz, d.h. ein von unseren eigenen gesellschaftlichen Bedingungen ausgehende Beurteilung, zielführend ist. In vielen Diskussionen mit unseren Kollegen*innen in Ghanaischen Bildungseinrichtungen wurde offensichtlich, dass ein Training von Lehrkräften immer gegenseitig befruchtend ist, weil uns nur durch den intensiven Austausch aufgezeigt wurde, wie unsere Lösungen gemeinsam entwickelt und auf die besonderen Bedingungen adaptiert werden müssen.

Wir – die an diesen Projekten Beteiligten haben gelernt, dass das praktizierte Präsenz-Lernen, also alle Formen des Lernens, die von Angesicht zu Angesicht zwischen Lernenden und Lehrer*innen bzw. Trainer*innen stattfindet, nicht (mehr) ausreicht, um einen nachhaltigen Lernerfolg sicherzustellen. Die klassischen Vorteile des Präsenz-Lernens, sind, dass es meist in einer Gruppe (im Klassenverband) stattfindet, eine hohe Kontrollfähigkeit durch den/die Lehrer*in oder Trainer*in besteht und dass durch die Gruppenkonstellation das Lernen nicht sehr stark auf Einzelpersonen ausgerichtet sein kann.

Das von HITA e.V. vorgestellte und erprobte E-Learning-Konzept umfasst alle Formen des Lernens mit elektronischen bzw. digitalen Medien. Dabei unterstützten die digitalen Medien das Lernen direkt. Kennzeichen des E-Learning sind, dass es eigentlich ortsunabhängig durchgeführt werden kann und dass technische Voraussetzungen (beispielsweise müssen Endgeräte allen Lernenden zur Verfügung stehen und ein störungsfreier Internetzugang muss gesichert sein, etc.) erfüllt sein müssen, um ein solches Konzept überhaupt umsetzen zu können. Der große Vorteil dieses Ansatzes ist, dass dadurch individuelle Bedürfnisse der Lernenden, z.B. das Lernen alleine im eigenen Tempo oder das Lernen außerhalb des gewohnten Unterrichtssettings möglich ist.

Wir sind uns einig, dass Blended Learning Ansätze, also die beiden oben beschriebenen Ansätze verzahnte zu einer Einheit zusammengeführt, die „Vorteile beider Welten“, also dem Präsenz- und dem E-Learning miteinander verbindet, die Antwort auf viele Probleme der Ghanaischen Lehrkräfte sein kann.
Insgesamt teilen wir einen Trend von vielen Experten*innen, die beim Blended Learning anstelle von einer Kombination von Präsenz- und Online-Lernen von der Verknüpfung von synchronem und asynchronen Lerninhalten sprechen. Blended Learning im Sinne der Verbindung von synchronen und asynchronen Elementen bietet vielfältigere Optionen. Präsenzphasen sind möglich, sie können bei Bedarf jedoch auch online durch Webinare abgebildet werden. Dieser Bedarf wurde vor allem bei der Corona-Epidemie überdeutlich. Während Corona musste beides Online stattfinden. Präsenz-Phasen konnten nicht (mehr) angeboten werden.

Die Unterscheidung liegt darin, ob alle Teilnehmer zeitlich flexibel die Unterlagen bearbeiten können (asynchron: z.B. Podcasts oder Videos ansehen, Online-Tests durchführen), oder ob sich alle Teilnehmer zur gleichen Zeit im gleichen virtuellen Raum treffen (synchron, z.B. bei Videokonferenzen oder Webinaren und/oder im Präsenzunterricht). Diese Einteilung gibt dem Blended Learning Szenario eine noch größere Flexibilität, da Präsenz zwar möglich, aber nicht unbedingt notwendig ist.

An dieser Stelle ist abschließend jedoch anzumerken, dass wir aufgrund großer technischer Unzulänglichkeiten (nicht vorhandene oder kompatible Endgeräte, schlechter oder kein Internetzugang) meist von Blended Learning Ansätzen wie wir es kennen Abstand nehmen und stattdessen Alternativen entwickeln mussten. So bieten die Trainingscenter oder auch Schulen mittlerweile Lernmöglichkeiten außerhalb der eigentlichen Unterrichtszeiten in den von HITA e.V. installierten Computer Labs an. Nur so können wir einen störungsfreien Zugang zu den digitalen Lehrinhalten garantieren.

 

Resumée und Ausblick:

Wie in anderen Projekten, ist uns von HITA e.V. auch in diesem Projekt deutlich geworden, wie viel wir vom sprichwörtlich „Kontinent der pragmatischen Lösungen“ lernen können. Es ist immer wieder begeisternd, wie die Kollegen*innen geringe und einfache Mittel optimal ausnutzen.

Wir von HITA e.V. sind mehr denn je der Überzeugung, dass für einer hochwertigen Bildung sowohl die Rahmenbedingungen (bauliche und technische Infrastruktur), die finanziellen Rahmenbedingungen als auch gut ausgebildete Lehrkräfte notwendig sind. Fehlt eines der Mosaiksteine, kollabiert das ganze System.

Wir als kleiner Verein können nur Wege aufzeigen, wie diese Probleme angegangen werden können. Wir haben in einigen Bildungseinrichtungen die technische Infrastruktur geschaffen und den Lehrkräften nähergebracht, wie sie diese effizient einsetzen können. Blended Learning-Ansätze werden dabei eine große Rolle spielen. Für die Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte sind neben neuen Ausbildungsinhalten an den Universitäten auch langfristige Partnerschaften notwendig, die wir beispielshaft in Schulpartnerschaften erproben wollen (siehe Programm 6 „Schulpartnerschaften“.